Shell-Jugendstudie veröffentlicht

Der Energiekonzern Shell führt alle fünf Jahre eine Studie unter jungen Menschen im Alter von 12 bis 25 Jahren durch, um Daten über das Leben der Jugendlichen vor allem im Hinblick auf Politik, aber auch in anderen Lebensbereichen zu erhalten.
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Was sind die Ergebnisse und woran liegt das?

Ein großer Kontrast in Sachen politischer Meinung zeigt sich vor allem bei Menschen aus den westlichen und östlichen Bundesländern. DDR von der sozialistischen Sowjetunion beeinflusst wurde. Von Jugendlichen aus dem Westen gaben 77 Prozent an, mit der Demokratie in Deutschland „sehr zufrieden“ oder „eher zufrieden“ zu sein. Im Osten waren es mit 60 Prozent etwas weniger.

Immer mehr Befragte der Studie tendieren in das politisch rechte Spektrum. In Westdeutschland stimmten 42 Prozent der Jugendlichen autokratisch-autoritären Positionen zu, die also die Machtstellung einer einzigen Person oder Gruppe zum Ziel haben; im Osten waren es 57 Prozent. Das liegt laut Experten vor allem daran, dass solche Lösungen oberflächlich einfach erscheinen und einen Kontrast zu der derzeitigen Politik bieten.
Bezüglich dessen, wovor Jugendliche hauptsächlich Angst haben, zeigen sich einige klare Veränderungen. War die größte Sorge 2019 noch Umweltverschmutzung, so ist die heute nur noch gemeinsam mit Armut auf Platz 2, weit hinter Besorgnis über einen sich auf den ganzen Kontinent ausweitenden Ukrainekrieg, deren Wert von 46 auf 81 Prozent angestiegen ist.
Die meisten Teilnehmer an der Studie verurteilen den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Etwas weniger, aber immer noch eine Mehrheit, befürworten auch deutsche Waffenlieferungen an die Ukraine. Über den Nahostkonflikt und die deutsche Verantwortung Israel gegenüber positionierten sich die Jugendlichen relativ gleich auf beiden Seiten.

Im Bereich des politischen Interesses sind die Zahlen ebenfalls stark angestiegen. 51 Prozent der Befragten stimmten zu, dass sie sich regelmäßig aktiv über das politische Geschehen informieren. 2019 waren es noch 36 Prozent.

Warum führt Shell die Studie durch?
Shell ist ein Energieunternehmen, das mit Mineralölen wie Erdöl und Erdgas Geld verdient und profitorientiert handelt. Warum gibt also so ein Unternehmen Geld für gemeinnützige Studien aus?

Wenn Shell fossile Rohstoffe abbaut, produziert es CO₂ und zerstört die Umwelt. Nach einer Analyse der britischen Zeitung The Guardian liegt Shell auf Platz sieben der 20 Unternehmen, die für ein Drittel des weltweiten CO₂-Ausstoßes verantwortlich sind.
Schon vor Jahrzehnten haben Umweltorganisationen wie Greenpeace Konzernen in dieser Branche den Kampf angesagt.

Eine kleine Imageaufbesserung kann Shell also in keinem Fall schaden. Die seit über 70 Jahren durchgeführte Studie wird von der Beltz-Verlagsgruppe zum Beispiel als „Standardwerk der Jugendforschung“ betitelt. Durch die Studie, die alle fünf Jahre für Schlagzeilen sorgt und an sich auch zum Verständnis junger Menschen nicht ungeeignet ist, wird auf die Unternehmensgruppe Shell ein besseres Licht geworfen, das einer Firma, die sich für junge Menschen interessiert und sie fördert.