KI-Modell DeepSeek – Besser als ChatGPT?

In den letzten Tagen war die neue chinesische App DeepSeek häufig in den Nachrichten. Wir erklären euch, was DeepSeek so besonders macht und warum die App kritisiert wird.

Was ist DeepSeek und was ist daran so besonders?
DeepSeek ist ein Start-up, also ein vergleichsweise junges Unternehmen mit einer innovativen Idee, das 2023 in China von dem Unternehmer Liang Wenfeng gegründet wurde. Das Tool ist vor allem im Bereich der künstlichen Intelligenz aktiv und möchte diese mit seiner KI „R1“ für Menschen zugänglich machen – hat also eine ganz ähnliche Vision wie OpenAIs ChatGPT und andere Chatbots.

Und ebendiesem ChatGPT könnte DeepSeek womöglich bald Konkurrenz machen. Internationale Experten bewerten R1 als qualitativ hochwertig. Das zeigt sich besonders, wenn man die analysierten Antworten solchen aus einem ähnlichen Entwicklungsstadium von ChatGPT gegenüberstellt.

Auch in Sachen Effizienz scheint DeepSeek überlegen zu sein: Zwar macht das Unternehmen dazu keine genauen Angaben, aber die Kosten für die Erstellung und Pflege des neuronalen Netzes, wobei erstere vor allem darin besteht, es mit verwertbaren Daten zu füttern, machen offensichtlich nur einen kleinen Teil dessen aus, was es bei der Konkurrenz gekostet hat.

Welche Auswirkungen hatte die Veröffentlichung?
R1 hat ebenfalls Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Das Hardware-Unternehmen Nvidia hat in der Vergangenheit durch die Produktion von Bauteilen wie Computerchips einen elementaren Beitrag zur Weiterentwicklung künstlicher Intelligenz geleistet. Dadurch explodierte dessen Wertpapier an der Börse förmlich, zeitweise war Nvidia das wertvollste börsennotierte Unternehmen der Welt. Die Aktien sind im Zuge der medialen Aufmerksamkeit für DeepSeek und seine bisher ungekannte Effizienz jedoch um 17 Prozent gefallen, wodurch Investoren und Aktionäre mehr als 600 Milliarden Dollar verloren haben.
Nvidia-CEO Jen-Hsun Huang / Quelle: www.wiwo.de
Die App hat in den letzten Wochen ChatGPT als am häufigsten heruntergeladene Anwendung in Apples App Store auf Platz zwei verdrängt. Datenschützer und andere Experten warnen jedoch vor der Weiterverarbeitung persönlicher Daten bei DeepSeek. Das R1-Modell ist unter einer Open-Source-Lizenz lizenziert, was die Software veränderbar macht und die Rückverfolgung der Urheber erschwert. Zudem räumt das Unternehmen in seiner Datenschutzrichtlinie ein, nicht nur eingegebene Daten zu sammeln: Auch IP-Adressen, Standortdaten und Interaktionen mit anderen Apps, sogenannte „Daten aus Drittquellen“, würden gespeichert.

Warum wird die App kritisiert?
Das weltberühmte Foto eines nicht identifizierten Mannes, der sich 1989 auf dem Tian’anmen-Platz den Panzern entgegenstellte, die mit der Niederschlagung der Demonstranten beauftragt worden waren / Quelle: www.history.com
DeepSeek stammt aus China, einem Land, das von einer kommunistischen Einheitspartei autoritär regiert wird. Dort werden das Internet und die darin enthaltenen Informationen von der Regierung des Staatspräsidenten Xi Jinping zensiert. Die Möglichkeit, sich insbesondere über staatskritische Positionen zu informieren, ist stark eingeschränkt.
Am 4. Juni 1989 wurden Studentenproteste für mehr Demokratie und Rechtsstaatlichkeit am Tian’anmen-Platz in Peking, auch „Platz des Himmlischen Friedens“, vom chinesischen Militär blutig niedergeschlagen. Während in den Folgejahren, besonders zum 30. Jahrestag 2019, international daran erinnert und der Opfer gedacht wurde, reagierte China mit einer Blockade der Suchmaschine Google und der anderen Dienste des Konzerns auf chinesischem Boden.

Ähnlich verfährt auch DeepSeek: Befragt man das Sprachmodell zum Tian’anmen-Massaker, reagiert die KI zunächst wie gewohnt mit einer historisch einwandfreien Aufzählung der Ereignisse und Zusammenhänge; diese verschwinden kurz darauf aber wieder und es erscheinen anders als bei anderen Themen nur vage, schwammige Aussagen. Die KI verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass diese Aufgabe außerhalb ihres Kompetenzbereichs liege. Auch sonst scheint Peking bei der Trimmung auf Staatstreue kompromisslos vorgegangen zu sein: Spricht man Themen wie den chinesischen Staatschef an, redet sich DeepSeek damit heraus, noch nicht weit genug entwickelt zu sein.