Veröffentlicht von: Lorenz Leitsch & Oliver Kellermann
Am 5. November 2024 wählen die Vereinigten Staaten eine:n neue:n Präsident:in. Nach der Amtszeit von Joe Biden treten die demokratische Kandidatin und amtierende Vizepräsidentin Kamala Harris gegen den Republikaner und Ex-Präsidenten Donald Trump an. Diese Wahl gilt als eine der bedeutendsten in der modernen US-Geschichte, denn sie könnte den politischen Kurs des Landes entscheidend prägen. Harris vertritt dabei weitgehend die Politik der derzeitigen Biden-Regierung, während Trump eine radikale Wende ankündigt und mit einem „America First“-Kurs vor allem nationalistische und wirtschaftsprotektionistische Werte betont.
Die politischen Unterschiede könnten größer kaum sein: Während Harris für eine offene, auf sozialen Ausgleich bedachte Gesellschaft und stärkere Klimapolitik steht, verspricht Trump eine härtere Grenzpolitik, weniger staatliche Einmischung in die Wirtschaft und setzt auf fossile Energien. In wichtigen Fragen wie Sozialpolitik, Migrationsrecht, Energie- und Außenpolitik gehen ihre Positionen oft weit auseinander. Inmitten politischer Spannungen und teils kontroversen Diskussionen über die Zukunft der Demokratie steht den Wählenden eine Richtungswahl bevor, deren Ausgang globale Konsequenzen haben könnte.
Die Kandidat:innen: Kamala Harris und Donald Trump im Überblick
Kamala Harris – für Stabilität und eine „Opportunity Economy“ Kamala Harris, die erste weibliche Vizepräsidentin in der Geschichte der USA, will auf eine stabile, wirtschaftlich gerechte Zukunft setzen. Ihr Ziel ist es, durch gezielte Wirtschaftsprogramme, die sie „Opportunity Economy“ nennt, faire Chancen für alle Amerikaner:innen zu schaffen und besonders die Mittelschicht zu stärken. Dazu gehören Maßnahmen gegen steigende Lebenshaltungskosten, die Förderung kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU), sowie eine stärkere Unterstützung von Familien. In der Sozialpolitik setzt sie sich für den Schutz reproduktiver Rechte ein, also das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche, und für den Ausbau von LGBTQ+-Rechten, insbesondere für Trans-Personen. Außenpolitisch vertritt Harris eine pro-ukrainische und NATO-freundliche Position und sieht die USA als Führungskraft in der internationalen Klimapolitik.
Donald Trump – für wirtschaftliche Freiheit und nationale Interessen Donald Trump verfolgt unter dem Schlagwort „Agenda 47“ einen eher radikalen Wirtschafts- und Sozialplan. Er strebt nach einem stärkeren Schutz der nationalen Wirtschaft und einer deutlichen Reduzierung staatlicher Regulierungen. „Drill, baby, drill!“ – so fasst Trump seine Energiepolitik zusammen, die auf fossile Brennstoffe und die Förderung von Erdöl und Gas setzt. Er sieht die Reduzierung von Umweltauflagen als nötig, um den amerikanischen Energiesektor zu stärken. In der Migrationspolitik plant er eine harte Linie: Massenausschaffungen und strengere Grenzkontrollen sollen illegal Eingereiste davon abhalten, sich im Land niederzulassen. Außenpolitisch bleibt Trump den Leitlinien seiner früheren Amtszeit treu: „America First“ und Skepsis gegenüber internationalen Bündnissen, wie der NATO und der WHO.
Vergleich der politischen Standpunkte der Kandidat:innen
Um die Positionen der beiden Kandidat:innen im Detail zu beleuchten, ist es hilfreich, sie anhand ihrer Sichtweisen zu zentralen Themen zu vergleichen:
1. Wirtschaftspolitik und Steuern
Kamala Harris: Sie plant gezielte Steuervergünstigungen für Startups und KMUs sowie Subventionen, die insbesondere afroamerikanische Gründer:innen unterstützen sollen. Um die wachsende Staatsverschuldung zu bremsen, will Harris Unternehmenssteuern erhöhen, während sie gleichzeitig Maßnahmen zur Kostenkontrolle in wichtigen Bereichen wie Wohnen und Lebensmittel umsetzen will. Donald Trump: Er schlägt Steuersenkungen für in den USA produzierende Unternehmen vor und will den Leitzins beeinflussen, um Kredite günstiger zu machen. Sein Fokus liegt auf der Förderung traditioneller Industrien und hoher Zölle für Importe. Damit will er heimische Arbeitsplätze sichern, riskiert aber laut Expert:innen eine Preissteigerung für importierte Güter.
2. Migrationspolitik
Kamala Harris: Ihre Haltung ist eine Balance zwischen restriktiver Grenzsicherung und humanitärer Verantwortung. Sie möchte legale Einwanderung ermöglichen, den Zugang zu Green Cards erleichtern und sich für afghanische Flüchtlinge einsetzen, die das US-Militär in Afghanistan unterstützt haben. Donald Trump: Seine Pläne sehen eine Schließung der Grenzen und Massenausschaffungen vor. Trumps Migrationspolitik ist bekannt für harte Maßnahmen, wie die Einführung eines Einreiseverbots für Menschen aus bestimmten muslimischen Ländern und die Fortführung des Mauerbaus an der Grenze zu Mexiko. Er will das territoriale Bürgerrecht abschaffen, was bedeutet, dass in den USA Geborene nicht mehr automatisch die Staatsbürgerschaft erhalten.
3. Reproduktion und Gender
Kamala Harris: Sie setzt sich für ein nationales Gesetz ein, das den Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen im gesamten Land garantieren soll, und will die Rechte von Trans- und Non-Binären Menschen stärken. In Fragen der medizinischen Versorgung möchte sie den Zugang zu LGBTQ+-spezifischen Gesundheitsdiensten fördern. Donald Trump: Trump positioniert sich konservativer und unterstützt eine Regelung von Schwangerschaftsabbrüchen auf Ebene der Bundesstaaten. Er lehnt hormonelle Behandlungen für Trans-Jugendliche ab und setzt auf biologische Geschlechtskriterien für Wettbewerbe und Zugang zu bestimmten öffentlichen Einrichtungen.
4. Klimapolitik und Energie
Kamala Harris: Die Demokratin strebt Netto-Null-Emissionen bis 2050 an und will in erneuerbare Energien investieren. Sie unterstützt die Elektrifizierung der Autoindustrie und Fracking nur eingeschränkt. Donald Trump: Trump lehnt erneuerbare Energien weitgehend ab und sieht sie als Gefahr für die Autoindustrie. Er plant, die heimische Öl- und Gasproduktion auszubauen, um die Energiepreise zu senken, und will Umweltauflagen drastisch abbauen.
5. Außenpolitik
Kamala Harris: Die Demokratin unterstützt die NATO und internationale Bündnisse. Ihre außenpolitische Haltung basiert auf einem Prinzip der „Multilateralität“, das bedeutet, Entscheidungen und Konfliktlösungen werden durch Zusammenarbeit mit anderen Nationen erzielt. In Bezug auf China und Russland vertritt sie eine klar positionierte Haltung. Donald Trump: Trumps „America First“-Politik setzt auf Eigenständigkeit und Unabhängigkeit. Er droht, die USA aus internationalen Organisationen und Abkommen wie der WHO und dem Pariser Klimaabkommen zurückzuziehen, falls diese nach seiner Meinung den amerikanischen Interessen schaden. Den Ukraine-Krieg will er beenden, allerdings ohne konkrete Pläne zu nennen.
Diese konträren Standpunkte verdeutlichen die enorme Spannbreite der politischen Optionen, die die USA bei der Wahl 2024 haben. Die Entscheidung, die am 5. November getroffen wird, könnte daher nicht nur das Schicksal des Landes, sondern auch die globalen Beziehungen und den Klimakurs entscheidend beeinflussen.
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