Warum Züge in Deutschland nicht so schnell autonom fahren werden
Veröffentlicht von
Oliver Kellermann
Wenn ihr schon mal mit dem Taxi gefahren seit, ist das relativ simpel – man ruft ein Taxi oder steigt einfach am Taxistand ein und schon kann die Fahrt losgehen. Ein Fahrer bringt einen sicher ans Ziel. Doch das „klassische Taxi“ ist schon längst nicht mehr der Standard. In San Francisco in den USA fahren schon seit mehreren Monaten Taxis ganz ohne Fahrer durch die Stadt. Das hat den Vorteil, dass man keinen Fahrer bezahlen muss, um rund um die Uhr fahren zu können. Und auch in Deutschland gibt es schon erste und teils sehr erfolgreiche Versuche mit komplett autonomen Autos. Mercedes hat auf einer Testautobahn ein Auto mit bis zu 60 km/h komplett autonom fahren lassen, und das mit einer der höchsten Sicherheitsnormen.
Autonome Autos fahren – wann ist es bei der Bahn soweit? Aber wenn die Technik schon so weit ist, dass Taxis durch eine sehr volle Stadt ohne Fahrer fahren können, mit Ausweichmanövern und vorbereitet auf alle möglichen Zwischenfälle – Warum klappt das noch nicht bei Zügen? Die fahren ja auf einer geraden Scheine, man muss nicht ausweichen und der Weg kann sehr gut und weit eingesehen werden – es gibt keine anderen Züge, die vor einem die Sicht versperren.
Neue Strecke mit alter Technik Die Deutsche Bahn hat in einer großen Sperrung seit dem Sommer die Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim saniert. Das ist eine der wichtigsten Strecken in ganz Deutschland. Jeder dritte ICE fährt hier lang. Am Sonntag werden wieder Züge über die rund 70 km Strecke rollen.
Kids-News Beitrag zum Beginn der Sperrung
Bei der Sanierung wurde auch ein neues Sicherungssystem namens ETCS (European Train Control System) eingebaut. Das kommuniziert die Signale und Fahrbefehle bei den ICEs jetzt per Funk und nicht wie vorher über ein Kabel zwischen den Gleisen. Diese Technik ist zwar neuer, als die alte, kann aber nicht selbst fahren. Der Zug kann nur vor roten Signalen und Stellen, wo er langsamer fahren muss bremsen und danach wieder Gas geben. Alleine an Bahnhöfen anhalten oder Gefahren erkennen ist nicht möglich und auch nicht vorgesehen. Und all diese Vorteile gelten, wie gesagt nur für ICEs. Alle Regionalzüge, S-Bahnen und Güterzüge fahren weiterhin nach alter Technik.
Autonome U2 in Nürnberg
Autonome Züge – das geht doch Dabei gibt und gab es auf der Schiene auch einige Versuche zum autonomen Fahren. Die U2 und U3 in Nürnberg fahren schon seit Jahren ohne Lokführer und auch eine neue U-Bahn in Hamburg soll fahrerlos werden. Auch in anderen Ländern gibt es einige automatische Züge. In Kopenhagen sind alle 4 Metrolinien ohne Fahrer unterwegs und in Paris wird auch nach und nach auf autonom umgestellt.
Was ist also das Problem bei den schnelleren Zügen? Die erste Antwort liefert schon die Frage – richtige Züge sind groß und schwer. Daher haben sie einen längeren Bremsweg als U-Bahnen. Ein Regionalzug braucht bei 160 km/h Höchstgeschwindigkeit ungefähr einen Kilometer zum Bremsen. Außerdem können Metros und andere Stadtbahnen meist nicht so schnell fahren und brauchen daher nicht so lang zum Anhalten.
Und dann gibt es noch einen wichtigen Unterschied: U-Bahnen fahren – Überraschung – meistens unter der Erde. Deswegen kann kein Auto, kein Mensch und kein Ast auf der Strecke liegen. Außerdem haben viele U-Bahn-Systeme sogenannte Bahnsteigstüren. Dadurch kann niemand auf die Gleise fallen. All diese Dinge haben normale Züge meistens nicht. Denn vor herunterfallenden Ästen oder Selbstmördern kann man sich an der Oberfläche nicht schützen. Dafür müsste man das gesamte Schienennetz einzäunen und die Gleise mit Sensoren die ganze Zeit nach Gegenständen abtasten. Das wird bei über 30.000 km Gleisen in Deutschland sehr teuer. Langsamer zu fahren, um besser bremsen zu können, bringt ja nur noch mehr Verspätung und davon haben wir, glaube ich, ja auch schon genug ;-).
Bahnsteigstüren in Kopenhagen
Und Bahnsteigstüren wären ebenfalls sehr schwer umzusetzen, weil man dazu fast alle Züge austauschen müsste. Da ein Regionalzug einen anderen Abstand der Türen hat als eine S-Bahn oder ein ICE, würden die Türen nicht mehr mit denen am Bahnsteig zusammen passen und dann kommt man logischerweise nicht mehr rein und raus.
Und da wäre noch das Problem mit der Technik: Denn fast alle Strecken in Deutschland basieren auf dem Zugsicherungssystem PZB. Das wurde erstmal in den 1930er Jahren benutzt. Außerdem sind viele Stellwerke sehr alt und kaputt. Die Technik, die vor der Sanierung auf der Riedbahn zum Einsatz kam war teilweise fast 100 Jahre alt.
Fazit Auch wenn es erstmal so wirkt, als würde man Züge sehr leicht autonom fahren lassen können, wird es, zumindest in Deutschland, noch sehr lange dauern, bis so etwas häufiger zum Einsatz kommt.
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