Woher kommt eigentlich der Mutter- und Vatertag?

Am zweiten Sonntag im Mai ist jedes Jahr der Muttertag, der Vatertag kurz davor; beides fand also diese Woche statt. Wir erklären euch die Herkunft der beiden Feiertage und warum einer der beiden eigentlich ein anderer ist.


Was ist die Herkunft des Muttertages?

Auch wenn man meinen könnte, der Muttertag wäre von Blumenhändlern erfunden worden, um höhere Verkaufszahlen zu erzeugen, ist die Tradition in Wahrheit schon sehr alt. Schon in der Antike verehrten die alten Griechen ihre Mütter beziehungsweise die Göttin Rhea, die Mutter des Göttervaters Zeus, die somit allgemein das Mutterbild verkörperte, denn Rhea gab den Menschen Ernte und Fruchtbarkeit.
Anfang des 20. Jahrhunderts setzte sich dann die US-amerikanische Frauenrechtlerin Anna Jarvis für den Muttertag als staatlichen Feiertag ein, um auf die Probleme im Leben von Frauen aufmerksam zu machen und ihre Leistungen zu würdigen, insbesondere die ihrer eigenen Mutter Ann Jarvis, die 1905 verstarb. Nachdem ihre Idee zu einer Bewegung wurde, viele Anhänger gewann und einige US-Bundesstaaten bereits den Muttertag begingen, wurde 1914 in den USA der „Mother’s Day“ als offizieller Feiertag festgelegt und im selben Jahr erstmals landesweit gefeiert.

Wie hat sich der Muttertag entwickelt und warum wird er kritisiert?
Nicht viel später kam der Muttertag aus Amerika über das Vereinigte Königreich auch nach Europa, wo er sich schnell großer Beliebtheit erfreute. Während des Zweiten Weltkrieges missbrauchten die Nationalsozialisten den Muttertag für ihre Ideologie, indem mit dem „Mutterkreuz“ besonders Mütter geehrt wurden, die viele Kinder bekamen und so das Überleben der der Ansicht der nach Nazis nach „überlegenden Rasse“, also ihnen selbst, sicherten.
Das Gerücht, Geschäfte im Allgemeinen und Blumenläden im Besonderen hätten den Muttertag erfunden, ist zwar grundsätzlich falsch; an dessen Erfolg sind sie allerdings nicht ganz unbeteiligt, denn neben dem Valentinstag ist der Muttertag einer der verkaufsstärksten Tage im Jahr der Blumenhändler. Außerdem vermittelt die Tradition des Muttertages das klassische bis konservative Bild einer Mutter, die sich vorrangig um die Versorgung der Kinder und allgemein der Familie kümmert und kümmern sollte, dabei aber keinen eigenen Beruf ausüben soll. Der Feiertag wirkt somit auch der Gleichberechtigung von Frauen und Männern entgegen.
Und der Vatertag?
Der Vatertag, auch oft Herrentag, ist sozusagen das männliche Gegenstück zum Muttertag. Auch wenn der Vatertag ein Feiertag ist, haben wir eigentlich wegen Christi Himmelfahrt frei, einem anderen gesetzlichen Feiertag. Christi Himmelfahrt hat, wie sich am Namen unschwer erahnen lässt, eine christliche Tradition. Es wird immer 39 Tage nach Ostersonntag beziehungsweise am 40. Tag der Osterzeit gefeiert. Dieser Tag liegt deswegen zeitlich immer in der Nähe des Muttertages, wodurch vielleicht auch der Name des Vatertages als Gegenstück zum Muttertag entstand. Die Herkunft von Christi Himmelfahrt haben wir euch hier ausführlich erklärt.
Der Vatertag wurde später am selben Tag wie Christi Himmelfahrt gefeiert, was sich mit einem weniger religiösen Gegenstück zum „Vater im Himmel“ als „Vater auf Erden“ erklären lässt. In vielen Regionen Deutschlands ziehen am Vatertag Leute, vor allem Männer, mit Bollerwagen oder Ähnlichem durch Wälder und Parks und konsumieren alkoholische Getränke. Dieser Brauch steht oft in der Kritik, weil am Muttertag der Mutter Geschenke gemacht werden, während am Vatertag der Vater ohne die Familie mit anderen Männern Alkohol trinkt. Das sorgt ebenfalls für langsameres Fortschreiten der Gleichberechtigung, zumal diese festgelegten Rollenbilder heute oftmals nicht mehr in einer solchen Ausprägung vorhanden sind.

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