Woher kommt der Mutter- und Vatertag?

Am letzten Sonntag war ja Muttertag, und am 29. Mai ist schon Vatertag bzw. regional auch Herrentag. Aber was hat es mit den beiden Feiertagen eigentlich auf sich? Wir erklären es euch.
Die Herkunft des Muttertag
Seine Ursprünge findet der Muttertag in der Antike. Damals wurde im Rahmen bestimmter Festlichkeiten die Göttin Rhea als Mutter des Göttervaters Zeus mit Gaben und Gebeten geehrt. Der Muttertag im heutigen Sinne wurde dann allerdings im Jahr 1858 in den USA ins Leben gerufen. Die Frauenrechtsaktivistin Ann Maria Jarvis wollte mit dem „Mothers’ Day Works Club“ auf schlechte soziale Bedingungen von Müttern, aber auch Arbeiterfamilien allgemein aufmerksam machen.
Diese Tradition wurde dann am 12. Mai 1907 von Anna Marie Jarvis, der Tochter von Ann Maria Jarvis, in der Stadt Grafton in den USA in Form eines „Memorial Mother’s Day Meeting“ fortgeführt. Sie verteilte weiße Nelken an Mütter vor der Kirche. Diese Idee fand großen Anklang und der Muttertag wurde 1914 vom US-Kongress für die gesamten Vereinigten Staaten als offizieller Feiertag festgelegt. Ab 1923 war die Idee dann auch in Deutschland vertreten, besonders in Form von Blumengrüßen an Mütter. Ab 1933 missbrauchten allerdings die Nazis den Tag für ihre Zwecke und bewarben vor allem das Bild einer „arischen“ Familie, die also in ihrer Denkweise nur aus Deutschen ohne Vorfahren aus anderen Regionen bestand. Zudem wurden vor allem Mütter gefördert, die nicht berufstätig waren bzw. das Gebären von Kindern als ihren Beruf begriffen.
Anna Marie Jarvis, die Erfinderin des modernen Muttertags als Schwarzweißfotografie.
Anna Marie Jarvis, die Erfinderin des modernen Muttertags.
Quelle: BBC
Die Bedeutung des Vatertags
Der Vatertag wird jedes Jahr parallel zu Christi Himmelfahrt gefeiert. Er wird in manchen Regionen auch Herren- oder Männertag genannt, und das sagt eigentlich auch schon alles: Im Gegensatz zum Muttertag, an dem Mütter und die Arbeit, die sie verrichten, geehrt werden soll, ist der Vatertag vorrangig ein Anlass zum Konsum von hochprozentigem Alkohol, und zwar generell bei Männern, nicht nur unter Vätern. Wie aber hängen Christi Himmelfahrt und der Vatertag zusammen?
Als Herkunft der Touren mit dem Bollerwagen werden die sogenannten Bitt- bzw. Flurprozessionen vermutet, die im Mittelalter als Dank für die Ernte gefeiert wurden und zu denen Bauern und ihre Familien aus religiösen Gründen der Arbeit für einen Tag fernbleiben durften. Später entwickelte sich jedoch diese ursprünglich kirchliche Veranstaltung mehr und mehr zum exzessiven Konsum von – wie überraschend – Alkohol.
Wie werden die beiden Feiertage in verschiedenen Ländern gefeiert?
Eine besondere Tradition hat der Muttertag in Serbien: Dort schleichen sich die Kinder am Morgen des 8. März in das Schlafzimmer ihrer Eltern und binden der Mutter die Füße zusammen. Die muss dann in der Regel die Kinder mit Süßigkeiten bestechen, um „befreit“ zu werden. Und auch in Asien unterscheiden sich die Traditionen zum Muttertag von denen hierzulande: In Südkorea beispielsweise wird für beide Elternteile am 8. Mai ein sogenannter „Parents’ Day“ gefeiert, an dem die Kinder ihre Eltern mit Blumen, vorzugsweise roten Nelken beschenken. In Äthiopien in Afrika dagegen wird der Muttertag mit dem Beginn der Regenzeit gefeiert. Dieser Brauch geht auf den Regen als Symbol der Fruchtbarkeit zurück. In dem oft mehrere Tage dauernden Fest geht es vorrangig um die gemeinsame Zeit mit der Familie sowie Essen und Trinken und weniger um das gegenseitige Beschenken.
In Bezug auf den Vatertag ist der Brauch in manchen anderen Ländern der Welt mehr auf das Vater-Sein bezogen als darauf, möglichst viel Schnaps zu trinken. In Frankreich oder den Niederlanden etwa wird der Vatertag analog zum Muttertag begangen: Vätern wird dort etwa das Frühstück ans Bett gebracht oder sie werden beschenkt. In Staaten auf dem amerikanischen Kontinent wie zum Beispiel den USA oder Brasilien beschenken Kinder ihre Väter ebenfalls. In Brasilien war der als Dia dos Pais bezeichnete Tag ursprünglich dem Heiligen Joachim gewidmet, dem Schutzpatron der Väter und Großväter. Einen interessanten Hintergrund hat der Vatertag in Thailand: Am 5. Dezember wird dort Bhumibol Adulyadej geehrt, der am längsten regierende König Thailands, der von 1946 bis zu seinem Tod 2016 im Amt war.

Bild: BR